Flesh Palace / 2020
Installation / verschiedene Objekte / 5x6m / Einzelausstellung / 19.7.2019—6.9.2019 / Eck, Raum für Kunst, Aarau / Abende mit Stephanie Amstutz (Probiotik) Jonas Sispele (Text und Frigo) Claude Winterberg (Sound und Synthesizer) Marc Hartmann (Räuchern) Roger Wirz (Netflix und Popcorn) / Unterstützung durch Stadt Aarau / Hans und Lina Blattner Stiftung / Ernst Wildi Rohr Stiftung

Flesh Palace ist eine Installation, die verschiedene Disziplinen vereint und narrative Stränge auf verschiedenen Ebenen verknüpft. Sie bewegt sich zwischen organischem Wildwuchs und technischem System. Ein dichtes Netz, das zudem durch die Aktivitäten von Gästen jeden Freitag von 21-23 Uhr ein Stück erweitert wird. Die Spuren und Inhalte fliessen in die Installation ein werden so Teil des Ganzen. Flesh Palace taucht die Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei Speck in ein rosarotes Licht, das an die Fleischtheke von damals erinnert. Nur wachsen im Eck nun Pflanzen im Kunstlicht, ein grüner Plastikteppich weist den Weg ins Innere und es plätschert ein Satelliten-Schüssel-Brunnen in der Mitte des Raumes. An den Wänden hängen Radabdeckungen von Ford und in der Ecke steht ein Kühlschrank, in welchem Bakterien und Hefepilze Red Bull zu einem probiotischen Drink vergären. Der Kühlschrank trägt die Spuren einer nächtlichen Magnetwörter-Aktion, entstanden aus dem mitgebrachten Vokabular von Texter Jonas Egli und der aktiven Teilnahme von Zuschauern. Neben dem Trinkwasserspender befindet sich ein Flaschentrockner, der Gläser bereitstellt. Oben baumelt ein Heusack und wartet auf hungrige Pferde. Das fleischfarbene Licht erzeugt auch eine Erinnerung an das «Milieu» und gibt dem nun wörtlich zu lesenden Fleischpalast eine Andeutung an das kurze und käufliche Vergnügen, das vielleicht auch einen Rückschluss auf das kurzfristige Denken der Gesellschaft und deren ursprüngliche Lust (menschlichen) Fleisch sein kann. Die Sünde findet so Einzug in diese stets gebende, künstliche Kulturlandschaft. Die Natur des Gartens erzeugt in seiner produktiven Funktion auch Nahrung, die wiederum die Grundlage für die Anlässe ist. Zum Beispiel ein Pesto-Essen an der Vernissage. An der Wand sind Bildkomplexe sichtbar, die das Verhältnis zwischen selbstloser Natur und deren zwanghafte Vereinnahmung durch die menschliche Magalomanie aufzeigt, wie zum Beispiel in einem Luftbild des Gartens von Versailles, wo strenge Geometrie einen lauschigen Garten zum Monument verzerrt. Der Garten gibt und es herrscht Self Service, es gibt Gin Tonic aus einem Jugend spendenden Spender, das geräucherte Gemüse liegt bereit. Die nahrhaften Säfte der Kulturen können geerntet und zum persönlichen Superfood-Stärkungstrank gemischt werden. So lädt der Künstler zum Treffen im Grünen ein, in ein Simulacrum eines Garten Eden -natürlich im Kunstlicht!- bei dem das Unbehagen bereits längst Einzug gehalten hat. Flesh Palace ist ein Labor der menschlichen Unersättlichkeit. Text von Sadhyo Niederberger













